Eine neue Untersuchung von PAN Europe hat alarmierende Ergebnisse zu PFAS-Rückständen in europäischem Wein geliefert. Die Studie zeigt, dass in zahlreichen Flaschen aus Supermärkten Rückstände von Trifluoressigsäure (TFA) gefunden wurden, einem Abbauprodukt von PFAS, auch als „Ewigkeitschemikalien“ bekannt. Diese Chemikalien bleiben in der Umwelt und im Körper, ohne sich abzubauen, was erhebliche gesundheitliche Bedenken aufwirft.
Was sind PFAS und warum sind sie gefährlich?
PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind eine Gruppe künstlicher Chemikalien, die in vielen Produkten wie Wasserabweisenden Stoffen, Kühlsystemen und Pestiziden verwendet werden. Diese Stoffe sind besonders problematisch, weil sie sich nicht natürlich abbauen und daher dauerhaft in der Umwelt verbleiben. Sie sind in Böden, Gewässern und mittlerweile auch in Lebensmitteln, wie Wein, nachweisbar.
Die Studie: Rückstände in Weinflaschen aus Supermärkten
Die Studie von PAN Europe umfasste Weine aus zehn EU-Ländern und fand heraus, dass einige Proben von Wein TFA-Werte aufwiesen, die hundertmal höher waren als die Grenzwerte für Trinkwasser. Die Untersuchung ergab, dass die Belastung durch PFAS-Rückstände seit 1988 stetig zunimmt, was mit einem internationalen Abkommen zur Reduzierung ozonabbauender Chemikalien in Zusammenhang steht.
Ursachen der PFAS-Verschmutzung: Fluorierte Gase und Pestizide
Laut Salomé Roynel, Expertin bei PAN Europe, sind fluorierte Gase ein Hauptverursacher der PFAS-Belastung. Diese Gase, die in Kühlsystemen verwendet werden, gelangen in die Atmosphäre und setzen TFA frei, das über Regen in Böden und Gewässer zurückkehrt. Auch PFAS-haltige Pestizide, die direkt auf landwirtschaftliche Flächen gesprüht werden, tragen zur Umweltverschmutzung bei. Diese Pestizide gelangen in das Grundwasser und belasten die Pflanzen, die sie aufnehmen.
Ein besorgniserregender Trend seit 1988
Die Analyse zeigt einen deutlichen Anstieg der TFA-Werte in Wein nach 1988. Vor diesem Jahr wurden keine signifikanten TFA-Rückstände in Wein festgestellt. Der Anstieg wird mit dem Montreal-Protokoll von 1987 in Verbindung gebracht, das ozonschädigende Chemikalien verbot und den Einsatz fluorierter Gase förderte. Diese Veränderung trug dazu bei, dass PFAS-haltige Pestizide ab den frühen 1990er-Jahren in der Landwirtschaft zunehmend eingesetzt wurden.
„Die steigende Belastung durch TFA und der vermehrte Einsatz von PFAS seit 1988 sind eindeutig miteinander verbunden“, erklärt Roynel. Der Zusammenhang zwischen dem internationalen Abkommen und der zunehmenden Belastung zeigt, wie eng politische Entscheidungen mit Umweltfragen verknüpft sind.
Gesundheitsrisiken durch PFAS in Wein
Die Auswirkungen von PFAS auf die Gesundheit sind seit Jahren ein Thema in der Forschung. Besonders besorgniserregend ist die Wirkung von TFA auf Fortpflanzung und Entwicklung. Neue Studien haben schädliche Auswirkungen auf Kaninchenföten gezeigt, was auf mögliche Fortpflanzungstoxizität und Entwicklungsstörungen hindeutet. Obwohl TFA technisch aus Wein entfernt werden kann, ist der Prozess teuer und energieintensiv, was ihn für die breite Anwendung unpraktisch macht.
Auch Bio-Weine sind betroffen
Selbst Bio-Weine sind nicht vor PFAS-Rückständen sicher. Die Studie von PAN Europe zeigt, dass auch in Wein aus biologischem Anbau TFA nachgewiesen wurde. Dies war ein weiterer Schock für die Branche, da viele Verbraucher von der Annahme ausgingen, dass Bio-Produkte weniger belastet sind. Die Entdeckung hat PAN Europe zu einem dringenden Appell an die Politik veranlasst.
Politische Forderungen und mögliche Lösungen
Die Organisation fordert nun Konsequenzen auf europäischer Ebene. Im kommenden Monat werden die EU-Mitgliedsstaaten über ein Verbot von PFAS-haltigen Pestiziden beraten. PAN Europe hofft, dass die Ergebnisse dieser Studie den politischen Druck auf die Entscheidungsträger erhöhen und dazu beitragen, die Nutzung von PFAS in der Landwirtschaft und anderen Bereichen zu reduzieren.
Die Entdeckung von PFAS-Rückständen in europäischem Wein stellt eine ernsthafte Gefahr für die Umwelt und die Gesundheit der Verbraucher dar. PAN Europe fordert dringend Maßnahmen zur Reduktion und zum Verbot dieser „Ewigkeitschemikalien“. Die Politik ist nun gefordert, eine Lösung zu finden, die sowohl den Umweltschutz als auch die öffentliche Gesundheit gewährleistet.