Nach fast drei Monaten Pause sind am Montag wieder Hilfsgüter in den Gazastreifen geliefert worden. Fünf Lastwagen mit Mehl, Babynahrung und Treibstoff passierten den Grenzübergang Kerem Schalom. Die Menge ist jedoch gering und reicht kaum aus, um die schwere Not der etwa zwei Millionen Menschen im Gebiet zu lindern. Gleichzeitig dauern die Kämpfe zwischen israelischen Truppen und der Hamas an. Die internationale Gemeinschaft erhöht den Druck auf Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu wegen der humanitären Lage.
Die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Großbritannien und Kanada verurteilten die Eskalation scharf. Sie forderten Israel auf, die Militäroffensive zu beenden und die Blockade für Hilfslieferungen aufzuheben. Andernfalls kündigten sie weitere Maßnahmen an. Netanjahu hielt jedoch an seinen Kriegszielen fest. Er erklärte, Israel werde den Gazastreifen vollständig kontrollieren und dort Soldaten stationieren. Die Hamas will die israelische Regierung stürzen.
Die Hilfslieferungen sind aus Sicht der Vereinten Nationen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. UN-Hilfskoordinatoren mahnen, dass viel mehr Waren wie Lebensmittel, Speiseöl und Treibstoff nötig seien. Vor Beginn des Konflikts im Oktober 2023 waren täglich rund 500 Lastwagen im Gazastreifen unterwegs. Aktuell genehmigen die israelischen Behörden nur wenige Lieferungen. Die Gründe für die Diskrepanz bei der Anzahl der tatsächlich eingetroffenen Lastwagen sind unklar.
Die Bundesregierung und mehr als 20 Geberländer fordern Israel auf, die Hilfslieferungen stark auszuweiten. Sie wollen, dass die UN und andere Hilfsorganisationen frei und unparteiisch arbeiten können, um das Leiden der Menschen zu verringern. Seit März hatte Israel die Einfuhr von Hilfsgütern gestoppt. Die israelische Regierung begründet dies damit, dass die Hamas Hilfsgüter missbrauche, um Waffen zu finanzieren. Erst am Sonntag wurde überraschend eine Lockerung der Blockade angekündigt.
Zunächst sollen Hilfsgüter wie bisher über internationale Organisationen verteilt werden. Ab Ende Mai soll ein neuer Verteilungsplan gelten, bei dem nur wenige Verteilungsstellen im Gazastreifen genutzt werden. Die UN warnen, dass dieser Plan den Zugang für Alte und Kranke erschweren und Menschen in Gefahr bringen könnte.
Die militärische Lage bleibt angespannt. Israel setzt seine Luftangriffe und Bodentruppen ein. Palästinensische Behörden melden täglich viele Tote. Die Bevölkerung lebt unter extrem schwierigen Bedingungen und fürchtet Vertreibung, besonders in den Städten Chan Junis und Gaza.
Die humanitäre Lage im Gazastreifen bleibt ernst. Die minimale Öffnung der Grenze für Hilfsgüter ist zwar ein erster Schritt, doch ohne eine Ausweitung der Lieferungen und ein Ende der Kämpfe ist keine Entspannung in Sicht.