Das US-amerikanische Cybersicherheitsunternehmen CrowdStrike hat bekanntgegeben, rund 500 Stellen abzubauen. Dies entspricht etwa 5 % der gesamten Belegschaft weltweit. Die Entscheidung erfolgt im Zuge der Bemühungen des Unternehmens, Effizienzgewinne durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zu realisieren. CEO George Kurtz betonte, dass die KI-Technologie Innovationen beschleunige, den Personalbedarf reduziere und die Produktivität in allen Bereichen steigere.
Kritik an der Entscheidung nach IT-Krise
Die Bekanntgabe des Stellenabbaus erfolgt nur ein Jahr nach einem schwerwiegenden Vorfall, als ein Software-Update von CrowdStrike weltweit rund 8,5 Millionen Windows-Systeme lahmlegte. Dieser IT-Ausfall betraf nicht nur Flughäfen und Krankenhäuser, sondern auch wichtige Zahlungssysteme und TV-Sender. Der Vorfall sorgte für massive Verunsicherung und stellte das Unternehmen vor eine enorme Herausforderung.
Angesichts der aktuellen Ankündigung, bei der 500 Arbeitsplätze gestrichen werden sollen, hagelt es nun Kritik von Experten. Toby Walsh, KI-Professor an der University of New South Wales, bezeichnete die Entscheidung als „ziemlich taktlos“. Anstatt Entlassungen auszusprechen, hätte CrowdStrike seiner Meinung nach Mitarbeiter in Notfallteams oder für Fehlerbehebungen einsetzen sollen.
Wirtschaftliche Gründe hinter der KI-Strategie?
Ein weiterer Experte, Aaron McEwan von der Beratungsfirma Gartner, äußerte Zweifel an der tatsächlichen Rolle der KI bei den geplanten Effizienzgewinnen. Trotz eines Umsatzes von 1 Milliarde US-Dollar im März 2025, der im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von 25 % darstellt, meldete CrowdStrike gleichzeitig einen Verlust von 92 Millionen US-Dollar. McEwan vermutet, dass das Unternehmen durch den Verweis auf KI signalisieren möchte, dass in Zukunft bessere Ergebnisse zu erwarten sind, obwohl die erhofften Produktivitätsgewinne durch den Einsatz von KI bislang ausgeblieben sind.
„Weniger als 50 % der Mitarbeiter nutzen derzeit KI-Tools in ihrem Arbeitsumfeld, und nur 8 % davon tun dies zur Effizienzsteigerung“, erklärt McEwan und hinterfragt damit, ob die Unternehmensstrategie wirklich auf KI-Effizienz abzielt oder vielmehr eine Reaktion auf wirtschaftliche Herausforderungen ist.
KI als treibende Kraft hinter Jobverlusten
Der Stellenabbau bei CrowdStrike ist nicht der erste dieser Art und wird von vielen als ein Beispiel für die „unvermeidliche Realität“ des KI-Einsatzes im Arbeitsmarkt gesehen. Niusha Shafiabady, Professorin für rechnergestützte Intelligenz an der Australian Catholic University, erklärt, dass Unternehmen in vielen Fällen nicht zögern würden, Arbeitsplätze abzubauen, wenn KI eine kostengünstigere und effizientere Lösung verspricht. Sie bezeichnet die Verlagerung von Arbeitsplätzen auf KI als einen „unaufhaltsamen Trend“.
Laut einem Bericht des Weltwirtschaftsforums aus dem Jahr 2023 könnten in den kommenden fünf Jahren weltweit 23 % aller Jobs durch KI und andere technologische Veränderungen betroffen sein. Obwohl rund 69 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen sollen, wird erwartet, dass gleichzeitig etwa 83 Millionen Arbeitsplätze wegfallen werden.
Appell für einen fairen Umgang mit KI
Toby Walsh fordert einen verantwortungsvollen Umgang mit dem technologischen Wandel und eine ausgewogene Lösung. „Der einfache Weg ist mehr Gewinn für Unternehmen und weniger Arbeit für Menschen. Doch wir können aus der industriellen Revolution lernen: Technologischer Fortschritt sollte dazu beitragen, die Arbeitsqualität und den Lebensstandard für alle zu verbessern“, so Walsh.
Aaron McEwan betont ebenfalls, dass Unternehmen aktuell gut beraten wären, KI nicht als Ersatz für Mitarbeiter zu sehen, sondern als Unterstützung. „Derzeit sollten Unternehmen KI eher als ein Tool zur Unterstützung ihrer Mitarbeiter und nicht als Mittel zur Reduzierung der Belegschaft einsetzen“, empfiehlt McEwan.
Die Zukunft der Arbeit in Zeiten von KI
Der Fall von CrowdStrike verdeutlicht einen zunehmenden Trend in der Wirtschaft: KI und Automatisierung verändern die Arbeitswelt und stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen. Der schnelle technologische Fortschritt hat unbestreitbar das Potenzial, Arbeitsplätze effizienter zu gestalten, wirft jedoch auch Fragen zur sozialen Verantwortung und zur ethischen Nutzung dieser Technologien auf.
CrowdStrike selbst muss nun nicht nur den wirtschaftlichen Erfolg und die langfristige Rentabilität sichern, sondern auch das Vertrauen seiner Mitarbeiter und Kunden wiederherstellen. Der Umgang mit KI als Innovationstreiber und der verantwortungsvolle Einsatz in der Belegschaft werden zu entscheidenden Faktoren für den zukünftigen Erfolg des Unternehmens werden.