Hamburg – Im Prozess um eine Serie spektakulärer Raubüberfälle in Eppendorf sorgt ein Telefonat für Aufsehen. Die Freundin des angeklagten 38-jährigen Haupttäters wird durch ein dramatisches Gespräch nach der Tat schwer belastet. Vor dem Hamburger Landgericht entfaltet sich das Bild eines Paares, das am Rand des sozialen Abgrunds lebt.
Am Mittwoch wurde vor dem Hamburger Landgericht ein neuer Abschnitt in einem brisanten Raubprozess aufgerollt. Ein 38-jähriger Mann steht im Verdacht, innerhalb kurzer Zeit einen Juwelier, ein Kino – das Holi – und ein Café in Hamburg-Eppendorf überfallen zu haben. Während der Täter selbst schweigt, gerät nun seine Lebensgefährtin ins Visier der Ermittlungen – durch ein belastendes Telefonat.
Verdächtiges Geständnis am Telefon
Im Zentrum des Verhandlungstags stand ein Telefonmitschnitt, der wenige Stunden nach dem Raubüberfall auf das Holi-Kino entstand. Der Angeklagte rief seine Freundin an – mit dramatischen Worten: „Vroni, ich bin am Arsch.“ Die Polizei hatte das Gespräch abgehört, nachdem der 38-Jährige bereits im Visier der Ermittler stand.
Staatsanwalt und Nebenklage sehen in diesem Gespräch ein mögliches Indiz für Mitwisserschaft oder gar Beihilfe. Die Freundin habe nicht überrascht gewirkt, sondern habe laut Mitschnitt geantwortet: „Was hast du wieder gemacht?“
Eine Beziehung zwischen Verzweiflung und Kriminalität
Im Gerichtssaal zeichnet sich nicht nur das Bild eines skrupellosen Täters, sondern auch einer toxischen Partnerschaft. Der Angeklagte lebte laut Ermittlungen mit seiner Freundin Vroni in prekären Verhältnissen. Drogen, Schulden und psychische Probleme durchziehen das Leben des Paares. Der Prozess offenbart damit auch ein soziales Sittenbild – weit entfernt vom Alltag der wohlhabenden Gegend Eppendorf, in der die Taten verübt wurden.
Ein Ermittler sagte vor Gericht:
„Beide lebten im ständigen Wechsel von Drogenkonsum, Geldnot und gegenseitiger Abhängigkeit.“
Drei Taten, ein Muster
Die Tatserie begann mit einem bewaffneten Überfall auf einen Juwelier. Es folgte der Angriff auf das Holi-Kino – eine Institution in Hamburg – bei dem mehrere Gäste leicht verletzt wurden. Der dritte Überfall traf ein Café in der Eppendorfer Landstraße. In allen Fällen wurde Bargeld geraubt. Der Täter war maskiert und soll eine Schreckschusspistole mitgeführt haben.
Laut Anklage deuten Spuren an den Tatorten sowie Videoaufnahmen auf den 38-Jährigen als Täter hin. Zudem soll er kurz nach den Taten mit größeren Bargeldbeträgen gesehen worden sein.
Rolle der Freundin bleibt unklar
Ob seine Freundin aktiv an den Taten beteiligt war oder lediglich Mitwisserin ist, ist bislang nicht abschließend geklärt. Ihre Aussagen vor Gericht blieben vage. Die Verteidigung des Hauptangeklagten betont, dass „ein emotionales Telefonat keine strafrechtliche Beteiligung beweist“.
Der Vorsitzende Richter machte allerdings deutlich, dass das Gericht auch „kontextuelle Hinweise auf Beteiligung“ ernst nehme. Eine Entscheidung über ein mögliches Ermittlungsverfahren gegen die Lebensgefährtin steht noch aus.
Gericht setzt Prozess fort
Die Verhandlung soll in der kommenden Woche mit weiteren Zeugenaussagen und einer psychiatrischen Begutachtung des Angeklagten fortgesetzt werden. Dabei soll auch geklärt werden, ob der 38-Jährige zum Tatzeitpunkt voll schuldfähig war.
Der Fall um den Holi-Räuber zeigt, wie Kriminalität und persönliche Verzweiflung ineinandergreifen können. Während die Beweislage gegen den Haupttäter dichter wird, steht nun auch seine Partnerin im Mittelpunkt der Ermittlungen. Der Hamburger Justiz steht ein komplexer Fall bevor – mit Auswirkungen auf zwei Menschenleben, aber auch auf das Sicherheitsgefühl in einem der beliebtesten Stadtteile der Hansestadt.