Kirsten Boie, eine der bekanntesten und beliebtesten Kinder- und Jugendbuchautorinnen Deutschlands, feiert heute ihren 75. Geburtstag. Mit mehr als 100 veröffentlichten Büchern hat sie nicht nur Generationen von Kindern zum Lesen begeistert, sondern auch immer wieder wichtige gesellschaftliche Themen in den Mittelpunkt ihrer Werke gestellt.
Ein früher Beginn und die Liebe zur Literatur
Kirsten Boie wurde am 19. März 1950 in Hamburg geboren. Schon als Kind entwickelte sie eine Leidenschaft für das Schreiben und verfasste erste Geschichten auf Butterbrotpapier. Besonders die Bücher von Astrid Lindgren und Enid Blyton prägten ihre frühe Lesewelt. “Ich war ein ängstliches Kind, Lesen hat mir über die Angst hinweggeholfen. Es war toll, in andere Welten abzutauchen”, sagte Boie 2015 im “Zeit Magazin”.
Nach dem Abitur wollte sie zunächst Medizin studieren, entschied sich jedoch für ein Studium der Literaturwissenschaften. Zwischen 1969 und 1974 studierte sie Deutsch und Englisch und promovierte später über Bertolt Brechts frühe Prosa.
Der Durchbruch mit “Paule ist ein Glücksgriff”
Boies Karriere als Autorin begann nach der Adoption ihres Sohnes, als ihr das Jugendamt untersagte, weiterhin als Lehrerin zu arbeiten. 1985 erschien ihr erstes Buch “Paule ist ein Glücksgriff”, das die Geschichte eines dunkelhäutigen Adoptivkindes erzählt. Das Buch wurde ein großer Erfolg und erhielt hervorragende Kritiken. Es landete auf der Auswahlliste des Deutschen Jugendliteraturpreises und war der Startschuss für eine beeindruckende Laufbahn.
Bekannte Werke: “Möwenweg” und “Ritter Trenk”
Boie hat seitdem zahlreiche Bücher für Kinder und Jugendliche geschrieben. Besonders bekannt sind ihre Serien wie “Kinder aus dem Möwenweg”, die das Leben von Kindern aus verschiedenen sozialen Schichten thematisiert. 2020 feierte die Reihe mit dem Sammelband “Wir alle zusammen im Möwenweg” ihr 20-jähriges Jubiläum.
Ein weiteres bekanntes Werk ist die Reihe um “Ritter Trenk”, die junge Leser mit spannenden Abenteuergeschichten fesselt. Auch “Seeräuber Moses” gehört zu den beliebten Titeln der Autorin. Darüber hinaus hat sie zahlreiche Bücher für ältere Kinder und Jugendliche veröffentlicht, wie “Alhambra” und “Schwarze Lügen”.
Engagement für Leseförderung und soziale Themen
Boie engagiert sich auch stark für die Leseförderung und setzt sich für Bildungsgerechtigkeit ein. 2018 startete sie gemeinsam mit anderen Hamburger Prominenten die “Hamburger Erklärung”, eine Petition zur Leseförderung in Deutschland, die mehr als 119.000 Unterschriften erhielt. Als begeisterte Sprecherin und Hörspielautorin schreibt sie zudem für das Goethe-Institut und die ZDF-Kinderserie “Siebenstein”.
Auszeichnungen und Ehrungen
Für ihre Arbeit wurde Kirsten Boie mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. 2008 erhielt sie den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, 2011 den Gustav-Heinemann-Friedenspreis und das Verdienstkreuz 1. Klasse vom Bundespräsidenten. 2019 wurde sie mit dem Zürcher Kinderbuchpreis für “Sommer in Sommerby” ausgezeichnet.
Möwenweg-Stiftung: Hilfe für Kinder in Swasiland
Besonders am Herzen liegt Boie ihre Stiftung, die 2015 gegründet wurde. Die Möwenweg-Stiftung unterstützt Kinder in Swasiland mit Bildungs- und Betreuungsangeboten sowie Unterkünften. Ihr Buch “Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen” über Aids-Waisen in Swasiland erhielt 2013 den “Luchs”-Preis. Auch das Thema Obdachlosigkeit behandelt sie in ihrem Werk “Ein mittelschönes Leben” aus dem Jahr 2011, das in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Obdachlosen-Magazin “Hinz und Kunzt” entstand.
Ein Erbe der Literatur und des Engagements
Kirsten Boie hat über Jahrzehnte hinweg das Kinder- und Jugendbuchgenre geprägt und immer wieder wichtige soziale Themen in den Fokus gerückt. Heute, an ihrem 75. Geburtstag, ist sie eine der bedeutendsten Autorinnen Deutschlands. Ihre Bücher sind nicht nur beliebt, sondern auch ein wertvoller Beitrag zur Förderung von Lesekompetenz und sozialer Gerechtigkeit.