Eine neue Tablette zur Behandlung von Gonorrhoe sorgt weltweit für Aufsehen. Das Medikament Gepotidacin hat in einer großen Studie gezeigt, dass es genauso gut wirkt wie die aktuelle Standardtherapie. Das Besondere: Es hilft auch gegen resistente Bakterienstämme. Die Ergebnisse wurden kürzlich auf dem ESCMID-Kongress in Wien und in der Fachzeitschrift The Lancet vorgestellt.
Was ist Gonorrhoe und warum ist sie ein Problem?
Gonorrhoe ist eine sexuell übertragbare Infektion, die oft unbemerkt bleibt. Sie kann jedoch schwere Folgen haben, besonders bei Frauen. Unbehandelt drohen Unfruchtbarkeit, Eileiterschwangerschaften und chronische Schmerzen. Immer häufiger versagen die gängigen Antibiotika, weil die Erreger resistent werden.
Neue Hoffnung: Gepotidacin wirkt auch gegen resistente Stämme
Gepotidacin ist ein Antibiotikum, das bisher gegen Harnwegsinfektionen eingesetzt wurde. Nun zeigt eine internationale Phase-III-Studie, dass es auch gegen Gonorrhoe hilft. In der Studie wurden 622 Personen aus sechs Ländern behandelt, darunter Deutschland, Großbritannien, Australien und die USA.
Das Medikament wurde als Tablette verabreicht. Im Vergleich dazu erhielt die Kontrollgruppe die bisherige Standardtherapie: eine Spritze mit Ceftriaxon und eine Tablette Azithromycin. Das Ergebnis: Beide Therapien wirkten gleich gut.
Besonders wichtig ist, dass Gepotidacin auch bei resistenten Gonorrhoe-Stämmen wirksam war. Es gab keine schweren Nebenwirkungen.
Vorteile einer reinen Tablettentherapie
Die Behandlung mit einer Tablette statt einer Spritze ist für viele Patientinnen und Patienten angenehmer. Gleichzeitig wird das medizinische Personal entlastet. Kliniken sparen Zeit und Kosten, weil keine Injektionen nötig sind.
Laut der Studienleitung ist Gepotidacin eine gute Alternative für unkomplizierte urogenitale Infektionen. Weitere Studien sind aber notwendig, um die Wirkung bei Rachen- oder Rektalinfektionen zu prüfen.
Internationale Reaktionen und Hintergründe
Gesundheitsbehörden weltweit sind alarmiert. In England wurden 2023 mehr als 85.000 Gonorrhoe-Fälle gemeldet – so viele wie seit über 100 Jahren nicht mehr. Viele dieser Fälle waren resistent gegen Ceftriaxon. Fachleute warnen, dass Gonorrhoe bald unbehandelbar werden könnte.
Besonders betroffen sind junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren. Viele steckten sich im Ausland an, einige auch im Inland. Die aktuelle Studie berücksichtigte vor allem weiße Männer mit urogenitaler Infektion. Es fehlen noch Daten zu Frauen, Kindern und Menschen mit anderen ethnischen Hintergründen.
Der globale Kampf gegen Antibiotikaresistenzen
Die WHO sieht antimikrobielle Resistenzen (AMR) als eine der größten Gesundheitsgefahren unserer Zeit. Laut Schätzungen starben 2019 rund 1,2 Millionen Menschen direkt an resistenten Infektionen. Täglich sterben etwa 3.500 Menschen daran.
Deshalb ist die Entwicklung neuer Medikamente wie Gepotidacin so wichtig. Ohne wirksame Antibiotika könnten selbst einfache Infektionen lebensbedrohlich werden.
Mit Gepotidacin steht erstmals seit Jahrzehnten ein neues Mittel gegen Gonorrhoe in Aussicht. Es bietet eine einfache, wirksame und verträgliche Behandlungsoption – auch bei resistenten Erregern. Die Forschung muss nun ausgebaut werden, um alle Bevölkerungsgruppen zu berücksichtigen.